Max Niemeyer Verlag, 1972. — 232 p. — (Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie 129).
Die vorliegende Studie befaßt sich mit dem afr. „Rosenroman" (Rr), im besonderen mit der Fortsetzung Jeans de Meun (JdM). Ausgangspunkt der Untersuchung ist das Vokabular der artes liberales. Dieses Vokabular wird auf einen Bestand reduziert, der als scholastisch anzusprechen ist. Wichtig ist dabei die Frage, welche Bedeutung JdM als Vermittler dieses literarisch-gelehrten Wortschatzes im Afr. zukommt. Der Rr ist das Werk zweier Dichter. Guillaume de Lorris verfaßte den ersten Teil (Rr 1-4058), der, anknüpfend an spätantike allegorische Dichtung, wie sie bei Prudentius, Martianus Capella und Boethius begegnet, einen Versroman in freier Anlehnung an die antike Elegie, vor allem an ovidianische Liebeskunst und -lehre darstellt. An dieses ca. 1230 entstandene unvollendete Werk fügte JdM eine umfangreiche Fortsetzung (Rr 4059-21780), die Ende der siebziger Jahre ihren Abschluß gefunden haben dürfte. Während der erste Teil des Rr, über dessen Verfasser keine biographischen Details vorliegen, einen von klassischer Dichtung und höfischem Geist geprägten Poeten erkennen läßt, einen Schüler des im 12. Jh. in den französischen Kloster- und Kathedralschulen aufblühenden Humanismus, bezeugen die anschließenden Verse einen erheblichen Wandel der Mentalität, der weniger in dem zeitlichen Abstand einer Generation als in der Bildung des Verfassers seinen Grund findet.