Max Niemeyer Verlag, 1980. — 280 p. — (Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie 177).
Die Beschäftigung mit den Werken des Dichters Chrestien de Troyes hat sich in der Geschichte der Artusforschung immer von neuem als lohnend erwiesen. Chrestien hat als erster eine Reihe von arthurischen Motiven und Episoden zu einer wohlstrukturierten, umfangreichen Komposition verknüpft und diese wiederum mit neuem, der ursprünglichen Aussage der Einzelelemente übergeordnetem Sinn erfüllt. Die literarästhetische und literaturgeschichtliche Bedeutung dieser ersten Artusromane hat ihnen Weltgeltung verschafft, und eine Betrachtung der Werke späterer Artusdichter kann diese Bedeutung nicht schmälern; es wird sich im Gegenteil erweisen, daß die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung den Wert der frühen Artusdichtung für mehrere Autorengenerationen im 13. Jahrhundert und später bestätigen und mit neuen Argumenten bekräftigen. Die Arbeit versteht sich als Beitrag zu einer Rezeptionsgeschichte der Dichtungen Chrestiens und zu einer Gattungsgeschichte des arthurischen Versromans in französischer Sprache. Evolutive Veränderungen von Chrestiens Erec et Enide bis zu Froissarts Meliador - vom ersten bis zum letzten Beispiel der Gattung - zu beschreiben, ist unser Hauptanliegen. Es ist wenig aufschlußreich, die Werke der Artusdichter nach Chrestien im Vergleich zu ihm unter dem Aspekt der Qualitätsminderung zu werten. Die Fragestellung richtet sich deshalb nicht darauf, Chrestiens Werk erneut als unerreichten Höhepunkt der gesamten Artusdichtung zu bestätigen; vielmehr soll es als am Anfang der Geschichte unserer Gattung stehend begriffen werden, einer Gattung, die im französischen Sprachraum über eine Spanne von zweihundert Jahren zu beobachten ist.